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Das einzige Pferd des Hofes,
das auf drei Namen hört

Seit mittlerweile sechs Jahren lebt "Highlight" unter seinen Artgenossen in Diedersen. Aus dieser Zeit gibt es einiges zu erzählen - lassen wir ihn am besten selbst zu Wort kommen...

Am 15. März 2005 bin ich in Diedersen an einem Vormitag geboren - dunkelbraun, ohne jegliches Abzeichen. Meine Mutter Hellena, eine rassige Prämienstute von Kostolany, und mein Vater Tuareg freuten sich riesig über mich. Meine Mutter betreute mich fürsorglich. Später wuchs ich mit meinem Cousin auf und wir rauften als Hengste, galoppierten über die Weiden - eine herrliche Jugend...

Von Komissionen, Reitern und meiner Besitzerin und ihrem Reitausbilder Herrn Hugo Schnapp oftmals gemustert, wer wohl der Bessere von uns beiden sei, hatte jeder eine andere Meinung. Irgendwann wurde beschlossen, die Leistung unter dem Sattel abzuwarten um dann zu entscheiden. Und so konnten wir ungestört drei herrliche Hengstjahre zusammen verbringen.

Mein Cousin, der schärfste Rivale

Später, inzwischen als Wallach, ging der Ernst des Lebens richtig los. Jeder von uns beiden bezog eine separate Box. Von Bereiterin Claudia wurde ich behutsam anlongiert und an Sattel, Trense und Reiter gewöhnt. Anna Marten gab mir den Namen "Heartbreaker", worauf ich sehr stolz war. Allerdings sollte mein Cousin "Highlight" heißen. Über die Hintergründe zur Namensfindung wollte ich lieber nicht nachdenken... Und Reitlehrer Hugo Schnapp riet Anna, Heartbreaker sei ein Pferd mit viel Potential für die Dressur: "Fördere ihn!"

Gesagt getan. Mit viel Know How ging es zu Werke. Allerdings ging mein jugendlicher Leichtsinn zum Leidwesen meiner Reiterin öfter mit mir durch und ich verlor beim allzu frischen Galopp schon mal die Hufe. Ganz ehrlich. Einfach hatten die Reiter es mit mir nicht. Aber ich wuchs heran, man sprach mittlerweile von erster Turnierreife und es sollte losgehen zu einer ersten Reitpferdeprüfung. Für große Aufregung sorgte dort im Vorfeld eine Namensverwechslung. Frau Marten hatte beim Eintragen in die Turnierliste unsere Namen kurzerhand verwechselt. Nun wurde ich doch noch "Highlight"! Allerdings war meine Interpretation des Namens eine andere als gemeint. Denn Toben auf dem Turnierplatz ist wahrhaftig kein Highlight. Weitere Turnierbesuche schienen mehr zur Freude von Anna zu sein, denn dann durfte ich immer mit einer Schleife an der Trense noch einmal ganz vorne in der großen Runde galoppieren. Nun wusste ich, was sie wollten.

Trauer um unseren Ausbilder und Reitlehrer

Der langjährige Begleiter der Reiterei im Hause Marten, Hugo Schnapp, erkrankte im darauf folgenden Jahr und verstarb. Ein schwerer Einschnitt. Tiefe Trauer ergriff uns alle, den geliebten Ausbilder verloren zu haben, mit dem wir doch so viele Jahre eng verbunden waren.

In dieser Zeit fragte eine erfolgreiche Dressurreiterin nach, ob noch ein ähnliches Pferd wie "Hokuspokus" auf dem Hof stehe. "Hokuspokus", ebenfalls aus Martens Zucht, hatte sie bis zur Grand-Prix-Reife gefördert, aber dieser Kollege war nun in die Jahre gekommen. Und wie es der Zufall wollte - die Ähnlichkeit traf auf mich zu. Die Reiterin reiste sogleich an, kam hervorragend mit mir zurecht und was soll ich sagen - sie verliebte sich in mich... Nur meine Besitzer konnten sich nicht von mir trennen. Getreu dem Rat von Hugo Schnapp, Highlight sei Annas Zukunftspferd, sagten wir ganz leise: "Ein bisschen von "Hugo" wollen wir noch bei uns behalten. Von diesem Tag an wechselte ich noch einmal meinen Namen. Gestatten "Hugo".

So bildete Anna mich weiter aus. Ich beherrschte bereits Traversalen und die fliegenden Galoppwechsel gelangen auch immer öfter. Da Anna in ihrem veterinärmedizinischen Studium ein praktisches Jahr absolvieren muss, rückte jedoch der Abschied näher. Denn sie entschied sich für eine Tierklinik in Australien.

 

 

 

Hugo und die jungen Reiterinnen

Da war zunächst ein sympathisches Mädchen namens Josephine, die mich zum Hallenreiten ausführte. Zusammen mit Anna planten die beiden einen Auftritt bei der Reitabzeichenprüfung. Zuerst stellte ich mich stur. Was sollte das auch - mit 5 Jahren schon L-Dressur? Aber dann wollte ich sie doch nicht hängen lassen. Die Prüfung lief dann auch zu aller Zufriedenheit und Josephine konnte stolz ihr großes Reitabzeichen präsentieren. In der folgenden Zeit musste Josi viel für die Schule arbeiten, ihr Abitur rückte näher und wir lebten uns bedauerlicherweise auseinander.

Vertrauen trotz Schädelhirntrauma

Zufällig bekam ich an einem warmen Augusttag Besuch von Karolin Schaper. Ich kannte sie nur vom Springen mit Fabrizio - doch der war gerade krank und Karo suchte vorübergehend einen anderen Reitpartner. Sie putzte mich von Kopf bis Huf, fing an mich zu reiten - und sie gefiel mir. Wir waren auf einer Wellenlänge. Und obwohl wir uns erst dreimal getroffen hatten, durfte ich beim Hofturnier 2011 für Fabrizio in der Dressur einspringen. Tatsächlich gingen wir dort mit einer weißen Schleife an der Trense in die Ehrenrunde.

Doch die nächste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten. Geplant war ein Kurzurlaub in der Lüneburger Heide - eigentlich mit Fabrizio, deren Genesung noch immer anhielt. Nun bot sich mir alternativ eine Mitfahrgelegenheit an. Ein mulmiges Gefühl... Immerhin war ich bislang nicht viel im Gelände geritten worden. Und bei den wenigen Ausritten habe ich vor Aufregung einmal so heftig meinen Kopf gewendet, dass ich mit dem von Anna zusammenprallte. Sie fand sich daraufhin im Krankenhaus wieder - mit einer Gehirnerschütterung. Dem mir entgegen gebrachten Vertrauen konnte dies jedoch nichts anhaben und ich durfte mitreisen.

Anna und ich trafen uns noch einige Male zum Training für Traversalen und Galoppwechsel. Dann brach sie in Richtung Australien auf und ich freue mich nun mit Karo auf die Winterarbeit.

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