<< Zurück zur Archivübersicht

Springen immer, Kutschen nimmer!

Ist die Stange nicht etwas hoch? Kyra Wiegand-Behmann blickt während der Vorbereitungen für die Foto-Aufnahmen mit etwas Sorge auf das Hindernis. "Nein, sonst springt er nicht gut!" Henriette, ihre Tochter, ist sich da sicher und reitet Frisco für den ersten Sprung schon mal warm. Gelegenheit genug, um die Stange doch ein wenig niedriger zu stellen - nur ein wenig. Doch schon die ersten Sprünge zeigen, was Frisco eigentlich könnte. Die Stange muss höher. Henriettes Mutter gibt sich gegen das Zweigespann geschlagen, während Frisco die Herausforderung dankbar annimmt.

Frisco kam im Alter von acht Jahren zu uns und war eigentlich als Fahrpferd für meinen Vater gedacht. Frisco wurde von seinen Vorbesitzern vierjährig im Hauptgestüt Radegast gekauft und in Vielseitigkeit bis A auf Turnieren vorgestellt. Als bei ihm im siebten Lebensjahr eine ausgeprägte Springunlust auftrat, beschlossen sie, ihn als Fahrpferd auszubilden und dann zu verkaufen.

Mein Vater, der noch die ausgelasteten Arbeitspferde der fünfziger Jahre im Gedächtnis hatte, rechnete allerdings nicht mit Friscos Temperament, das schon beim Anblick einer Kutsche zu schäumen beginnt. Und das, wo er sonst zu den eher ruhigen Vertretern gehört. Kurzum, das Kutsche fahren mit meinem Vater und Frisco ging voll daneben und endete damit, dass Frisco sich stark verletzte und wieder verkauft werden sollte. Es führte aber auch dazu, dass er in meinen Besitz überging und ich nach einer zweimonatigen Verletzungspause einen Fahrkurs machte. Auf dieser Basis konnte ich mit ihm das bronzene Fahrabzeichen bestehen. Und auch sonst hatten wir eine schöne Zeit, wir gingen ins Gelände oder absolvierten die eine oder andere Dressurstunde.

 

 

Als unsere Tochter Friederike für ihr Pony zu groß wurde, begann sie, Frisco zu reiten. Für mich blieben Gelände und Longieren, das Kutsche fahren haben wir – ich denke mit Friscos voller Zustimmung – eingestellt. Friederike folgte unsere jüngere Tochter Henriette, und auch mit den beiden klappt es schon richtig gut.

Seit zwei Jahren fahren wir mit Frisco nach Diedersen zum Reit- und Springunterricht. Die Wintermonate durfte er auch schon zwei Jahre dort im Stall verbringen, die übrige Zeit ist er bei uns zu Hause, nunmehr in Begleitung von Erich, einem achtjährigen Wallach.

 

Ich bin sehr dankbar, dass wir mit Frisco ein Pferd haben, mit dem meine Töchter die Anfänge des Reitens lernen konnten, dass sie geduldig durch diverse Unterrichtsstunden und erste Turnierprüfungen getragen hat und noch immer trägt und ihnen auch im Gelände ein verlässlicher Partner ist. Ich freue mich über seine Gutmütigkeit zu Mensch und Tier und seine Vielseitigkeit. Ich hoffe, dass wir ihn noch lange gesund erhalten können und dass er noch lange bei uns bleibt.

Text: Kyra Wiegand-Behmann | Fotos: privat

 

Impressum